Gedenken an Uwe Dönisch-Seidel

29.04.2020

 

Unerwartet verstarb am Mittwoch, dem 29. April 2020 Uwe Dönisch-Seidel. Mit ihm verliert Kleve einen engagierten Befürworter der Kunst, einen außergewöhnlichen Mann, der neben seinen herausragenden beruflichen Aufgaben Zeit und Kraft fand, sich für das kulturelle Leben Kleves zu engagieren und dafür entscheidende Impulse gegeben hat. Wer heute das Museum Kurhaus Kleve betritt und sich noch einmal umdreht, erblickt in einem Weiher des Forstgartens Günther Zins‘ Skulptur„Versinkender Würfel“ (1993). Wenige wissen heute noch, dass diese Skulptur im öffentlichen Raum auf eine Initiative von Dönisch-Seidel aus dem Jahr 1991 zurückgeht.

Er wusste die Klever Geschäftswelt für die Kunst zu begeistern und organisierte damals in der Klever Disko „World Center“ einen Benefiz-Abend, wo er die Skulptur vorstellte und für diese warb. Damals hatte er bereits eine Galerie an der Kavariner Straße eröffnet, die er zeitweise zusammen mit Georg Friedrichs führte und die er später an die Große Straße verlegte. Hier engagierte er sich in besonderem Maße für die Künstler aus unserer Region, wie z.B. für Willy Oster, Günther Zins, Peter Tollens, Gerd Borkelmann oder Dini Thomsen. Überzeugt von deren künstlerischer Bedeutung warb er für ihre Ausstellungen überregional und präsentierte deren Arbeiten auf der Kunstmesse Frankfurt. Einem Brand setzte seine Galerietätigkeit in der Klever Innenstadtein jähes Ende, danach richtete er noch lange Zeit Ausstellungen in dem Souterrain seines Privathauses aus. In den achtziger und neunziger Jahren verfolgte er mit großem Interesse die Initiative, das ehemalige und verfallene Kurhaus in ein modernes Museum zu verwandeln, in dem die Kunst der Moderne und der Gegenwart einen repräsentativen Platz finden sollten. Uwe Dönisch-Seidel war immer offen für das Neue und teilte seine Neugierde und seine Begeisterung mit möglichst vielen: Er stand zusammen mit Wolfgang Lohmann an der Wiege des „Vereins der Klever Wirtschaft für Junge Kunst“, der eine Brücke zwischen Wirtschaft und Kreativität schlug. 1994 bewirkte er den Freiraum, der es ermöglichte, dass in Haus Nr. 6 auf dem Gelände der Landesklinik Bedburg-Hau von fünf Klever Künstlern, Dini Thomsen, Günther Zins, Claus van Bebber, Hildegard Weber und Stephan Froleyks, ein Kunstlabor gegründet wurde. Zwei Jahre später übernahm er den Vorsitz des Trägervereins, dessen unermüdlicher Motor er fünfzehn Jahre lang, bis 2011, sein sollte. Artoll ist ein Haus der Kreativität, der geistigen Öffnung, des Dialogs und ein Stern für die Kunst in der Provinz. Während der jährlichen Labor-Ausstellungen lebten zahlreiche (internationale) Künstler mehrere Wochen vor Ort. Zum 10-jährigen Jubiläum schrieb der Documenta-Macher Jan Hoet in einem Grußwort: „Ich wünsche den ArTollern, dass die Flamme ihrer Begeisterung weiter lodert und das Feuer ihrer Kreativität weiterhin nicht zu löschen ist.“

Nach 2005 widmete sich Dönisch-Seidel einer anderen Leidenschaft: dem Fußball! Von 2007 bis 2010 war er 1. Vorsitzender des 1. FC Kleve. Mit dem früheren Borussia Mönchengladbach-Star Arie van Lent als Trainer stieg der Verein bis in die 3. Regionalliga West auf. Auch in dieser Funktion schlug er immer wieder Brücken zur Kunst. Er lud die Museumsleitung als Ehrengäste zu einem Spiel gegen Eintracht Trier ein, damals trainiert von dem ehem. Nationalspieler Mario Basler. Kurze Zeit später besuchte seine Mannschaft das Museum Kurhaus Kleve, wo diese von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Valentina Vlašić geführt wurde – für einige Spieler der erste Museumsbesuch überhaupt.
Der Erfolg des 1. FC Kleve hatte, im Fußball nicht ungewöhnlich, Schattenseiten. Während Dönisch-Seidel bei jedem spektakulären Aufstieg von derPolit- und Wirtschaftsprominenz der Region umgeben wurde, musste er später fü reine Tribüne ohne Baugenehmigung und Zahlungen an Spieler ohne korrekte Nachweise gerade stehen. Nur noch selten fand er in den letzten zehn Jahren denWeg in die Klever Museen. Das letzte Mal nahm er an der Weihnachtsfeier des Freundeskreises im B.C. Koekkoek-Haus im Dezember 2019 teil. In Uwe Dönisch-Seidel brannte eine „Flamme der Begeisterung für die Kunst“, die vieles bewirkt hat, für das die Klever ihm noch lange dankbar sein werden.

 

Guido de Werd