Eine Hommage an Klaus Hommel

27.07.2017

 

Denn ein Jurist, der nicht mehr denn ein Jurist ist, ist ein arm Ding“ – so eine Anmerkung Luthers, der damit wohl den nur abstrakt mit Paragraphen jonglierenden, lebensfernen Vertreter der Zunft vor Augen hatte.

Klaus Hommel war nichts weniger als ein solch daseinsabgewandter Abstrahierer. Selbstverständlich beherrschte er die Technik der Gesetzesanwendung mit außer- ordentlicher Präzision. Zugleich war diese Fähigkeit aber immer verbunden mit lebensnaher Klugheit, mit Empathie und mit Blick für die Eigenheiten, die Schwächen wie die Stärken der Menschen, die ihm, dem Richter, gegenüberstanden. Hinzu kam sein feinsinniger Humor, mit dem er oft geschickt Spannungen abzubauen wusste. Klaus Hommel kam als Richter ans Landgericht Kleve. Er übernahm schon zu Beginn seines Berufslebens vielfältige Aufgaben und wurde 1994 Direktor des Amtsgerichts Kleve. Zusätzlich zu seinen Aufgaben als Leiter eines Gerichts und
als Richter war Klaus Hommel Prüfer für das zweite juristische Staatsexamen und leitete darüber hinaus Kurse für am An- fang ihres Berufslebens stehende Richte- rinnen und Richter an der Justizakademie Recklinghausen. Unter diesen jungen Juristen ist sein Ruf als Lehrer geradezu legendär.

Anfang der 1990er Jahre konnte der Verfasser Klaus Hommel zur Mitarbeit für das Museum Kurhaus Kleve und für das B.C. Koekkoek-Haus in Kleve gewinnen. Sehr bald wurde er Mitglied des Beirats, sodann als Justiziar Mitglied des Vorstandes und schließlich 2007 Vorsitzender als Nachfolger von Ulrike Sack. Allerdings hatte Klaus Hommel bei der Übernahme seiner Ehrenämter Bedenken. Insbesondere als es um den Vorsitz im Freundeskreis ging, fürchte- te er, der Aufgabe wegen seiner doch erheblichen beruflichen Belastung zeitlich nicht hinreichend gewachsen zu sein. Ihm war klar, dass wegen der anstehenden Arbeiten zum Ausbau des Friedrich-Wilhelm-Ba- des ein erheblicher Einsatz anstand. Den dringenden Bitten der damals Beteiligten gab er aber um der Sache willen nach und übernahm das Amt. Klaus Hommels Bedenken erwiesen sich im Nachhinein als nur zu berechtigt. Nicht allein die mühselige Kärrnerarbeit, 500.000 Euro als Beitrag zum Umbau zu sammeln, wurde ein Sisyphusunternehmen. Hinzu kamen unendliche Querelen während der Bauzeit. Oft brannte“ es an allen Ecken und Enden und Guido de Werd wird jederzeit gern bestätigen, dass der am Ende großartige Erfolg in hohem Maße dem unermüdlichen, geduldigen und nachhaltigen Wirken Klaus Hommels zu verdanken ist.

Will man Klaus Hommels Leistungen wirklich angemessen würdigen, so muss man noch dies wissen: Hinter dem Ruhe, Vertrauen, Sicherheit ausstrahlenden Mann, dem humorvollen Leiter und Vermittler, verbarg sich ein hochsensibler Charakter, von dem nur sehr Nahestehende wussten. Seismographisch erfasste Klaus Hommel Unzuträglichkeiten, problematische Situationen, Ablehnung und auch Anfeindungen, war oft in tiefster Seele verletzt und stand Entscheidungen mit zweifelnden Bedenken entgegen. Viele Probleme, die er scheinbar ruhig-sachlich anging und überzeugend löste, bereiteten ihm schlaflose Nächte. Da- von sollte und konnte die Umwelt natürlich nichts wissen. Aber vielleicht schimmerte die manchmal quälende innere Spannung untergründig bei all seinem Handeln durch und ließ es stets so menschlich vertrauenserweckend wirken; man spürte eben unbewusst, dass hier nicht leichtfertig, sondern mit Einsatz der ganzen Seele gehandelt wurde, ähnlich wie bei einem guten Gemälde; da schimmern auch die Unterschichten unmerklich durch und lassen die Deckfarben umso leuchtender erscheinen.

 

Dr. Ulf Hientzsch