Der Freundeskreis trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Paul Kratz (1933-2015)

06.02.2015

 

Die Nachricht vom Tod unseres Ehrenvorsitzenden erreichte uns überraschend am Freitag, 6. Februar 2015. Obwohl Paul Kratz, Sparkassendirektor a.D., in den letzten Jahren gesundheitlich angeschlagen war, nahm er, wann immer es ihm möglich war, als Ehrenvorsitzender bis zuletzt teil an den Veranstaltungen und Sitzungen des Freundeskreises. Sein Rat war uns bis zuletzt wichtig. Die Klever Museen bedeuteten Paul Kratz sehr viel. Sie prägten seit 1987 sein Leben. Paul Kratz stand an der Wiege des Vereins. Er konnte kaum ahnen, als er im Juni 1987 die Gründungsversammlung des Vereins, mit zum Teil kontroversen Diskussionen über Ziele und Ausrichtung mit Beharrlichkeit zu einem guten Ergebnis geführt hatte, dass dies die Geburtsstunde eines der wichtigsten Vereine, die Kleve in seiner Geschichte gekannt hat, bedeuten würde. Einige Wochen später wurde er zum 1. Vorsitzenden gewählt. Paul Kratz war sich bewusst, was auf ihn zukommen würde:

Die Erweiterung des Museums Haus Koekkoek, das in den achtziger Jahren unter großer Raumnot litt, war Gegenstand heftiger politischer Diskussionen.

1987 war ein Wendepunkt in der niederrheinischen Museumsgeschichte: Beuys war gerade ein Jahr tot und die ersten Ideen, das Schloss Moyland zu einem Museum umzubauen, waren geboren. In Kleve hatte die Politik das vor den Toren der Stadt als Möbellager vor sich hindämmernde alte Kurhaus als Ort des neuen Museums ins Gespräch gebracht, außerhalb der Stadtmitte,

dafür mitten in den historischen Gärten, deren Restaurierung damals gerade

Gestalt annahm.

Paul Kratz machte sich diese Idee schnell zu Eigen und warb unermüdlich für deren Umsetzung. Am 4. März 1990 lud er zu einer ersten Besichtigung des verfallenen Kurhauses, das 1989 von der Stadt Kleve erworben worden war, ein, zu einer Zeit als einige Ratsmitglieder noch dafür plädierten, das Gebäude zuzubetonieren und die Restaurierung in ein anderes Jahrhundert zu verlegen. Viele hunderte Interessenten kamen: „Abstimmung mit den Füßen“ kommentierte FLINT.

Mit seiner großen Beharrlichkeit, Geduld und Unverzagtheit übte Kratz mit seinem Verein mit der schnell wachsenden Mitgliederzahl Druck auf die Klever Politik und das Rathaus aus, um die Realisierung des Projektes, für das er von den Politikern gewiss viel Mut und Weitsicht verlangte, voranzutreiben. Die Eröffnung 1997 bedeutete für ihn einen Glanztag in seinem Leben. Für den Freundeskreisvorsitzenden bedeutete dieser Tag auch eine Zäsur: Der Verein war nun verantwortlich für einen Buchladen im Kurhaus, hatte in Verhandlungen mit der Stadt sich bereit erklärt, die Publikationen des Museums herauszugeben. Dies bedeutete eine neue Herausforderung an die ehrenamtliche Mitarbeit, aber auch die Umstrukturierung eines Teils des Vereins zu einem mittleren Wirtschaftsunternehmen.

Paul Kratz fand in seinen Vorstandskollegen Gisela Claßen, Klaus Risse, Wolfang Dommers und Claus J. Peters ein unglaublich engagiertes, kenntnisreiches und qualifiziertes Team. Kratz erweiterte in diesen Jahren die Aktivitäten des Vereins. Mit Gisela Claßen und Wolfgang Dommers initiierte er 1994 die Mehrtagesreisen, die sich schon bald einer großen Beliebtheit erfreuten und die Mitglieder an vielen Orten der Welt geführt hat.

Zur gleichen Zeit hatte er einen großen Hang zur Geselligkeit: Auf den großen Museumsfesten der ersten fünfzehn Jahre war er ein Motor, der es zur Tradition machte, als letzter zu gehen. Mit seiner liebenswürdigen Art konnte er entwaffnend auf die Mitglieder zugehen. Er versuchte, für jeden ein persönliches Wort zu finden und vergaß keinen Geburtstag und kein Jubliläum.

Direkt im ersten Jahr seines Vorsitzes gelang es Paul Kratz einige wichtige Kunstwerke für das Klever Museum zu erwerben. Auch hier war er unermüdlich; ging auf Menschen und Förderer zu, bis er am Ziel war.

Diese Eigenschaften nützten ihm und der Klever Kultur auch bei seinem größten Projekt, der Umwandlung des Koekkoek-Hauses in eine Stiftung in den Jahren 1996-1997. In den Verhandlungen mit Politik und Verwaltung der Stadt Kleve wurde er, der sich immer von seinen Mitstreitern begleiten ließ und ihre Fachkompetenz miteinbezog, zur Galionsfigur. Diese Herkulesaufgabe – so mussten in einem halben Jahr vom Freundeskreis eine Million DM gesammelt werden – musste er parallel mit den Vorbereitungen zur Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve bewältigen. Der Druck, der auf ihm lastete, hat ihm gesundheitlich 1997 zu schaffen gemacht. Dennoch war die Gründung der Koekkoek-Stiftung und deren Eröffnung im Februar 1998 für ihn ein Highlight in seinem Leben. Man konnte ihm keine größere Freude bereiten, als ihn mit „Monsieur Koekkoek“ anzureden.

Der gesundheitliche Rückschlag war für ihn 1999 mit ein Anlass, den Vorsitz des Vereins weiterzugeben. Unvergessen ist für mich, mit welch Nachdruck er mir diese Aufgabe in einem Treffen auf dem Dachboden des Vereins mit zwingenden Argumenten angetragen hat. Auch in den Jahren nach 1999 war das Wohlergehen des Vereins für ihn ein wichtiges Anliegen. Staatsmännisch und zurückhaltend gab er in den Sitzungen des Vorstandes, an denen er als Ehrenvorsitzender bis vor kurzem teilgenommen hat, seine Meinung und erfahrenen Rat. Bis 2011 hat er den Freundeskreis im Kuratorium der Stiftung B.C. Koekkoek-Haus vertreten.

Mit Paul Kratz verliert der Freundeskreis der Klever Museen seinen „großen Mann“, der zum Wohle Kleves an der Entstehung zweier wichtiger Museen mit Mut, Engagement und Weitblick entscheidend mitgewirkt hat. Es ist unsere Pflicht, an seinem beispielhaften bürgerlichen Engagement ein Vorbild zu nehmen und sein Erbe in die Zukunft zu tragen.

 

Ulrike Sack
Vorsitzende des Freundeskreises

Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.