Sieglinde Helfer verstorben

Dezember 2024


Am 2. Dezember verstarb in Benrath bei Düsseldorf 90 Jahre alt Sieglinde Helfer (1934-2024). Bei den Freunden des Museum Kurhaus Kleve und den Museumsbesuchern ist ihr Name kaum bekannt. Sie verabscheute es in der Öffentlichkeit genannt zu werden.
 
Sieglinde Helfer hat eine große Bedeutung für Charakter und Bedeutung der Sammlung des Museums. Sie war die Tochter des Benrather Hautarztes Dr. Adolf Helfer (1898-1967), der in den dreißiger und vierziger Jahren eine unvergleichlich bedeutende Sammlung an mittelalterlicher Kunst zusammengetragen hat. Nach dem Tode ihres Vaters hüteten seine Witwe und die beiden Zwillingstöchter Rita und Sieglinde die Sammlung, zu der sie kaum jemanden Zugang gewährten. 
Dr. Adolf Helfer hat zahlreiche Stücke seiner Sammlung in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts erworben aus der Sammlung des Gocher neugotischen Bildhauers Ferdinand Langenberg, in einer Zeit, als sich noch kaum jemanden für die Kunst der Spätgotik am Niederrhein interessierte. Helfer war der Überzeugung, dass die Bildschnitzer aus Kleve und Kalkar Werke hervorgebracht haben, die an Bedeutung den Werken eines Tilman Riemenschneiders oder Veit Stoß in nichts nachstanden.
 
1951 veröffentlichte er in der Festschrift Albert Steeger den bekannten Aufsatz „Warum wurde die spätgotische Schnitzkunst zum Stiefkind der Forschung?“. Friedrich Gorissen trat in den sechziger Jahren in seine Fußstapfen mit der 1963 im Haus Koekkoek gezeigten Ausstellung „Die Klevischen Beeldesnider“.
 
1996 gelang es Kontakt zu Sieglinde Helfer aufzunehmen, die nach dem Tode der Mutter das große Haus nun alleine bewohnte. Damals konnte nach langen Verhandlungen durch die Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen ein Ensemble von dreizehn niederrheinischen Bildwerken erworben werden. Bei der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve 1997 übergab der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, diese Sammlung als Dauerleihgabe der Kunststiftung NRW in die Obhut des neuen Museums, das, wie er es formulierte „in idealer Weise deren neuer Standort sein wird“.
 
Hiermit gelangten einige Bildwerke, die nun für immer zu den Glanzlichtern der Sammlung gehören, wie der Himmelfahrtschristus des Meisters Arnt (Inv. 1997-04-09) und die Katharinenfigur des Kerstken Woyers (Inv. 1997-04-15a) in das Museum. 1998 veröffentlichte das Museum einen Katalog zur Sammlung mit dem Titel „Heilige aus Holz im Museum Kurhaus Kleve“.
 
Von nun an entwickelten Sieglinde Helfer und ihre Freundin Ursula Weber sich zu den bedeutendsten MäzenInnen des Museums. Beide unterstützten 2002 die Ausstellung „Dries Holthuys. Ein Meister des Mittelalters aus Kleve“. Aus Dankbarkeit ist der Katalog beiden gewidmet: „für S + U“ ist diskret auf der Innenseite des Umschlags vermerkt. In diesen Jahren ermöglichten beide den Erwerb einer ganzen Reihe von bedeutenden Kunstwerken für das Museum, mehrere Bildwerke, u.a. der Skulptur des Hl. Michael von Dries Holthuys (Inv.1999-XII-III) und des Handtuchhalters mit der Heiligen Familie des Arnt van Tricht (Inv. 2000-XII-III). Grade erst im Mittelpunkt des Interesses standen drei von beiden gestifteten Altarfragmenten des Weseler Malers Jan Baegert, die „Ohnmacht Mariens“ (Inv. 1999-XII-V), „Zwei Soldaten aus der Kreuzigung“ (Inv. 2000-V-I) und die „Trauernde Maria“ (Inv. 2001-V-III).
Sieglinde Helfer fehlte, zusammen mit ihrer Freundin Ursula Weber, viele Jahre auf keiner Ausstellungseröffnung unseres Museums.
 
Von beiden war Sieglinde Helfer die energische, die Akzente setzte und Begeisterung ausstrahlte, Ursula Weber die Nachdenkliche. Nach dem Tode der Freundin und eingeschränkt durch ihr hohes Alter kam sie nur noch selten nach Kleve, verfolgte aber die Entwicklung des Museums mit wachem und kritischem Auge. Als parallel zur großen Govert Flinck-Ausstellung der Künstler Ori Gersht den Auftrag erhielt die „Patrons“ des Museums zu porträtieren, musste sie überredet werden sich fotografieren zu lassen. Hier war die Überzeugungskraft einer anderen Freundin, Dr. Maria-Dorothea Vossen, notwendig damit sie zustimmte. Seitdem befindet sich ihr eindrucksvolles Porträt in der Sammlung des Museums (Inv. 2016-I-I k). Auf dem Label des Porträts ist der Name ihrer Freundin Ursula Weber vermerkt. Nun nach ihrem Tode kann sie ihre Scheue ablegen und können wir Ihren Namen mit großer Dankbarkeit auf der Bildunterschrift und im Inventar vermerken: Sieglinde Helfer.


 

Guido de Werd