Auf den zweiten Blick 1.6

Via Lewandowsky - Das Versprechen / Die Vergangenheit der Zukunft / Geist, 2017

Die mannshohen Buchstaben des Wortes GEIST haben eine besondere Geschichte. Ursprünglich gehörten sie zu einem leuchtenden Schriftzug, der oben an einer 14-geschossigen Hochhauswand in Dresden seit 1969 in die Stadt strahlte. Kurz vor dem Ende der DDR ließ der Dresdener Bürgermeister 1987 diesen Propaganda-Spruch Der Sozialismus siegt abbauen. Aus dem Wort SIEGT gestaltete der Dresdener Künstler Via Lewandowsky GEIST.

>> MKK - Digitale Sammlung
Über den Künstler Via Lewandowsky (*1963)

Via Lewandowsky wurde 1963 in Dresden geboren und studierte dort von 1982 bis 1987 an der Hochschule für Bildende Künste. Die Zeit der Wende erlebte er als junger Künstler.

>>Website von Via Lewandowsky

 

...Seine biografische Erfahrung von politischen Systemwechseln und den damit verbundenen Begleiterscheinungen des Subversiven, des Mitläufertums und des paradoxen Kippens von Situationen mag dafür ebenso ausschlaggebend sein wie sein grundsätzliches Gespür für die Fragilität von Sinnentwürfen. So findet er in skulpturalen Installationen, Soundarbeiten und im öffentlichen Raum immer wieder adäquate Ausdrucksweisen für neuralgische Punkte der Umformung sicher geglaubter Gewissheiten. Auch seine Arbeit für die Ausstellung im MKK trägt die Spuren eines solchen Transformationsprozesses in sich, auch wenn sie hinter der strahlenden Präsenz der aktuellen Gestalt zurücktreten... (Harald Kunde)

>> MKK Digitale Sammlung - Unterseite: Beschreibung

 

Das Hochhaus am Pirnaischen Platz in Dresden

Die mannshohen Buchstaben des Wortes Geist haben eine besondere Geschichte. Ursprünglich gehörten sie zu einem leuchtenden Schriftzug, der oben an einer 14-geschossigen Hochhauswand in Dresden in die Stadt strahlte.

Zum 20. Jahrestag der Gründung der DDR wurden diese Leuchtbuchstaben 1969 am Gebäude des Plattenbautyps P 27 angebracht mit dem Propagandaspruch Der Sozialismus siegt.

>> Hochhaus am Pirnaischen Platz, Dresden um 1970 (wikimedia)

Zahlreiche Plakate der SED-Parteitage und Auszeichnungen des DDR-Staates verbreiteten diese Parole.

>> Der Sozialismus siegt / Parteitag der SED 1958 (LeMO)

Durch das weiche „g“ im sächsischen Dialekt konnte darau auch schon mal Der Sozialismus siecht werden.

>> Der Sozialismus siecht, 2015 (fotocommunity)

Via Lewandowsky stammt aus Dresden. Er hatte gerade sein Studium an der Kunstakademie Dresden abgeschlossen, als 1987 der damalige Bürgermeister ohne öffentliche Begründung die Buchstaben abbauen ließ. Der Propaganda-Spruch verschwand noch vor dem Ende der DDR.

In seinen künstlerischen Arbeiten setzt sich Via Lewandowsky mit diesem politischen Systemwandel auseinander: Aus den Buchstaben des Wortes siegt im Propaganda-Spruch wird Geist. Die drei Titel, die er dieser Arbeit gab, spiegeln noch deutlicher diesen Prozess: Das Versprechen... Die Vergangenheit der Zukunft... Geist.