Auf den zweiten Blick 1.5
Anton Weinhagen, Faun
Wandmalerei, Salon im Friedrich-Wilhelms-Bad, 1845/1846
Im Friedrich-Wilhelms-Bad gibt es im Salon Wandmalereien aus den Jahren 1845/1846, zu denen auch sechs Darstellungen von Faun-Köpfen gehören.
Der Faun (oder Satyr, wie er auch genannt wird) auf der Wandbemalung ist ein Motiv, das schon die alten Römer in ihren Bädern verwendeten. Es ist ein Mischwesen zwischen Mensch und Tier, das als Sinnbild (Allegorie) u.a. für Natur, Wald und Fruchtbarkeit steht.
Die Italienbegeisterung des 19.Jahrhundert zeigt sich in ovalen Malereien arkadischer Landschaften (u.a. auch mit der Schwanenburg), klassischen Rahmenornamente und den Faun-Masken.
Die Geschichte des Museum Kurhaus Kleve ist mit der Entdeckung einer Heilquelle verbunden, wodurch die Stadt zum Bad Cleve wurde. In dem folgenden PODCAST erzählt das Kurhaus seine Geschichte... vom Kurbad bis zum Museum.
Faun-Darstellungen finden sich in römischen Bädern der Antike. Dort sah der italienbegeisterte preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm die Bronzefigur eines tanzenden Fauns, die er 1839 für die (nach Schinkel-Pläne errrichteten) Römischen Bäder in Sanssouci nachgießen ließ.
Durch den Bau der Römischen Bäder ließ der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm seinen Sehnsuchtsort Italien, sein paradiesisches Arkadien, im Potsdamer Schloßgarten entstehen.
Die Architektur und die Namengebung des Kurhauses in Kleve knüpften 1845/1846 an diese Italienbegeisterung an: Klassische Formen bestimmen die Architektur und der Name Friedrich-Wilhelms-Bad bezieht sich direkt auf den preußischen Kronprinzen, der zur Einweihung nach Cleve kam.
In der Musik und im Tanz gibt es berühmte Werke, die das Faun-Motiv thematisieren: Claude Debussy komponierte 1894 die stimmungsvolle sinfonische Dichtung Prélude à l’après-midi d’un faune, zu der Vaslav Nijinskys 1912 das Ballett L’Après-midi d’un faune entwickelte.