Auf den zweiten Blick 1.3

Jan Baegert - Gnadenstuhl, 1510 - 1530

Die mittelalterliche Bildschöpfung des Gnadenstuhls versinnlicht die Theologie der Dreifaltigkeit Gottes: als Vater auf dem Thron sitzend, als Sohn am Kreuz sterbend und als Heiliger Geist in Gestalt der Taube.

>> MKK Digitale Sammlung

 

Über den Künstler Jan Baegert (1465-1535)

Jan Baegert führte die Werkstatt seines Vater Derick Baegert in Wesel fort. Wesel entwickelte sich damals im späten Mittelalter zu einem wichtigen Handelspunkt. Um 1500 ist Jan Baegert einer der besonderen Künstler dieser Zeit des Umbruchs, ein Meister der niederrheinischen Malerei der Spätgotik.

>> Jan Baegert (Portal Rheinische Geschichte)

 

Im Museum Kurhaus Kleve gibt es mehrere Fragmente von Arbeiten dieses Künstlers. Aufgabe der wissenschaftliche Forschung im Museum ist es, die fehlenden Fragmente zum ursprünglichen Bild zu rekonstruieren.

>> Das Baegert-Puzzle (Heiner Frost, 2020) oder Niederrhein-Nachrichten 04.04.2020

 

Die Taube als Symbol des Heiligen Geistes

Das Matthäusevangelium berichtet, das sich - als Jesus nach der Taufe im Jordan aus dem Wasser stieg – der Himmel öffnete, und er den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen sah.

Bildliche Darstellungen der Trinität

Die grafische Darstellung in Form eines gleichseitigen Dreiecks zur Visualisierung der theolgischen Lehre, das Gott in drei unterschiedlichen Wesen da sei, entwickelte sich im Mittelalter. Jan Baegert fügt sie in sein Bild ein (siehe Detail aus Jan Baegert - Gnadenstuhl, 1510 - 1530)

In diesem Dreieck sind die Eckpunkte mit Vater, Sohn und Heiliger Geist beschriftet und durch unterschiedliche Sätze miteinander verbunden. Sie ergeben die Sätze:

  • Pater non est Spiritus. (Der Vater ist nicht der Geist.)
  • Filius non est Spiritus. (Der Sohn ist nicht der Geist.)
  • Spiritus non est Pater. (Der Geist ist nicht der Vater.)

Zum Mittelpunkt ergeben sich die Sätze:

  • Pater est Deus. (Der Vater ist Gott.)
  • Filius est Deus. (Der Sohn ist Gott.)
  • Spiritus est Deus. (Der Geist ist Gott.)
Das Kartäuserkloster in Wesel

Nachdem Adolf I. von Kleve gerade zum Herzog ernannt worden war, stiftete er 1417 bei Wesel ein Kloster für den Kartäuser Orden, das auch Grablege seiner Familie wurde.

>> Eine Grablege für den Klever Herzog (Zeitreise Wesel)